E-world energy & water 2018 mit neuen Geschäftsmodellen und Wettbewerbern

Auf der E-world energy & water 2018, Europas führender Fachmesse der Energiewirtschaft, präsentierten die 750 Aussteller insbesondere Lösungen im Bereich Digitalisierung, Smart Cities, Flexibilisierung sowie Dezentralisierung. Die mehr als 90 Startups und Forschungseinrichtungen informieren zudem über zukünftig relevante Anwendungen und Produkte. KREUTZER Consulting konnte sich vor Ort einen Überblick über aktuelle Themen verschaffen und durch interessante Gespräche Trends der Branche identifizieren. Der nachstehende Artikel gibt Aufschluss über einige relevante Entwicklungen und Innovationen.

Steigende Bedeutung von intelligenten und vernetzten Städten

Ein Schwerpunkt der Messe lag auf intelligenten und energetisch optimal vernetzten Städten. Die steigende Bedeutung der Smart City zeigt sich u.a. an der wachsenden Anzahl der Aussteller im Bereich Smart Energy. Dabei nehmen intelligente Ladekonzepte für Elektroautos einen hohen Stellenwert ein. Die Wilken Software Group hat u.a. die Smart City-Lösung „ENER:GY e-mobility advanced“ gezeigt, die den gesamten Ladeprozess aufzeigt und eine minutengenaue Preisermittlung ermöglicht. Damit können variable Tarife, wie eine „Happy Hour“ in der Zeit, in der die Ladeinfrastruktur wenig ausgelastet ist, abgebildet sowie virtuelle Kraftwerke, die bspw. Strom zu bestimmten Zeiten günstiger abgeben, integriert werden. ENER:GY e-mobility advanced kann auch für regionale Modelle, wie die Ausgabe von Tankkarten über Tourismusbüros oder der Kooperation mit Car-Sharing- und anderen Mobilitätsanbietern, eingesetzt werden.

Der österreichische E-Mobilitätsdienstleister Smatrics plant in den deutschen Markt zu expandieren und für Stadtwerke Installation, Betrieb, Wartung, Kundensupport, Vermarktung und das Lastmanagement der Ladesäule zu übernehmen. Die Bezahlung erfolgt per App. Auch die EWE will ganzheitliche Mobilitätslösungen vorantreiben und gab auf der E-world die Gründung der WAYDO GmbH bekannt. Diese soll sich bspw. auf die Entwicklung von Quartierslösungen, Sharing-Konzepten und Ladelösungen für die Wohnungswirtschaft fokussieren.

Weitere bestimmende Themen waren Gebäudeeffizienz und dezentrale Energielösungen. Ein Beispiel ist die coneva GmbH, eine neue Tochtergesellschaft der SMA Solar Technology AG. Das Unternehmen hat erstmals sein Angebot, bestehend aus White-Label-Lösungen zu Energiemonitoring, -steuerung und -management für Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen, vorgestellt.

Neue Entwicklungen im Bereich Smart Metering und Verbrauchsvisualisierung

Durch den bevorstehenden Smart Meter-Rollout lag ein weiterer Schwerpunkt der E-world auf intelligenten Messsystemen, Lösungen für den intelligenten Messstellenbetrieb sowie auf der Verbrauchsvisualisierung. Die Mannheimer Power Plus Communications AG (PPC) gab bekannt, bereits im März 2018 mit der Zertifizierung ihrer Smart Meter-Gateways durch das BSI zu rechnen. Nachdem PPC in 2017 einen Vertag mit der EnBW über die Lieferung von rund 10.000 Smart Meter-Gateways geschlossen hat, gab nun auch E.ON 16.000 Smart Meter-Gateways in Auftrag.

Mehrere Metering-Dienstleister haben Mehrsparten-Lösungen und Full-Service-Angebote für Messstellenbetreiber präsentiert. Die Lösungen der Gateway-Administration von GWAdriga umfassen zukünftig auch die Abbildung der Messstellenbetriebs- und Montageprozesse sowie der Kundenkommunikation von wettbewerblichen Messstellenbetreibern. Zudem wurde am Messestand ein erweitertes Messdatenmanagement visualisiert, welches auch Gas-, Wasser- und Wärmezähler abbildet.

Ähnliche Lösungen für Messstellenbetreiber hat VOLTARIS mit seiner Plattform gezeigt. Mit der Geräteverwaltung können neben modernen Messeinrichtungen, intelligenten Messsystemen und Zusatzeinrichtungen auch die Messeinrichtungen anderer Sparten wie Gas und Wasser verwaltet werden. Die Plattform bildet zudem die Beschaffung, das Geräte- und Datenmanagement, die Montage, Gateway-Administration und Visualisierung der Daten ab.

Im Zuge der Vorgaben zur Nachvollziehbarkeit von Rechnungen und Verbrauchsinformationen für Endverbraucher gemäß dem Mess- und Eichgesetz (MessEG), entwickeln Unternehmen wie bspw. smartOPTIMO, die ITC AG, Discovergy oder GreenPocket Lösungen zur Verbrauchsvisualisierung. Discovergy hat erstmals auf der E-world die gerätespezifische Verbrauchserkennung mit einem intelligenten Messsystem, bestehend aus dem intelligenten Stromzähler und dem Smart Meter Gateway Meteroit, demonstriert. Mithilfe neu entwickelter Algorithmen kann der Energieverbrauch einzelnen Haushaltsgeräten zugeordnet werden.

Auch der Softwarespezialist GreenPocket zeigte sein Haushaltskundenportal zur Visualisierung der Smart Meter-Daten von Privatkunden, seine Energiemanagement-Software für Gewerbekunden sowie seine Smart Home White-Label-Lösung.

Von Community-Angeboten bis hin zu Steuerungs- und Handelsplattformen

Plattform-Lösungen und Community-Angeboten kam auf der Messe ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Für Solaranlagenbetreiber dürfte das Community-Angebot „myEnergyCloud“ der EWE interessant sein, mit dem Teilnehmer ihren überschüssigen Solarstrom anderen Kunden zur Verfügung stellen können.

Steuerungs- und Marktplattformen waren ein weiteres beliebtes Thema auf der E-world. So fand am Messestand von Trianel die Demonstration des Kundenportals Trianel Desk statt, welches energiewirtschaftliche Prozesse wie Absatzprognose, Portfoliodarstellung, Übersicht von Risikokennzahlen etc. in einer webbasierten Plattform zur Verfügung stellt. Die Leistungen des Portals, welches bereits von 20 Kunden genutzt wird, werden sukzessive erweitert. So soll mittels der neu vereinbarten Kooperation mit dem Handelsplattform-Betreiber Enmacc die voll digitalisierte Abwicklung von Beschaffungs- und Vertriebsprozessen über den Desk ermöglicht werden.

Ein weiteres Anwendungsfeld für Plattformen zeichnet sich im Bereich Handel und netzdienlicher Bewirtschaftung von Flexibilitäten ab. Während EWE und Epex Spot im Rahmen des Forschungsprojekts „Enera“ noch in diesem Jahr eine Marktplattform zur Koordination von dezentralen Flexibilitätsquellen wie Verbrauchern, Erzeugern und Speichersystemen und deren Bereitstellung für Netzbetreiber umsetzen wollen, ermöglicht Next Kraftwerke Energieunternehmen mit dem neuen Trading Portal NEXTRA den einfachen Zugang zum Strommarkt in ganz Europa und die Möglichkeit, Handelsgeschäfte online zu tätigen und zu verwalten.

Die Digitalisierung erfordert neue Geschäftsmodelle

Die Digitalisierung war eines der prägenden Themen der diesjährigen E-world energy & water. Während bestehende Geschäftsmodelle durch neue, digitale Prozesse und Produkte ersetzt werden, etablieren sich zunehmend neue Wettbewerber und Geschäftsfelder am Markt. Dazu zählt bspw. das Startup gridX, welches lokale Stromerzeuger und -verbraucher auf einer Plattform zusammenbringt und somit den lokal erzeugten Strom auch lokal vermarktet. Das Unternehmen wurde auf der Messe mit dem „Digital Energy Award“ in der Kategorie „Customer Engagement“ ausgezeichnet. Die Messe hat somit die Notwendigkeit für Unternehmen verdeutlicht, zukunftsträchtige Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle zu identifizieren.

KREUTZER Consulting kann Sie bei der Identifikation und Bewertung von Innovationen und neuen Geschäftsfeldern unterstützen und begleitet Sie beim Markteintritt mit der Entwicklung von praktikablen Geschäftsmodellen.

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