E.ON führt neue Marke für den türkischstämmigen Markt ein

Mit der neuen Marke „Enerji Almanya“ („Deutsche Energie“) will E.ON um türkischstämmige Kunden in Deutschland werben. Der Vertrieb beginnt zunächst im Ruhrgebiet und Berlin mit dem Ziel, bis 2020 zu bis 150.000 Haushalte als Kunden zu gewinnen. Dies würde in den beiden Regionen einen Marktanteil von 15 Prozent an der türkischsprachigen Bevölkerung bedeuten. E.ON will mit einem zweisprachigen Service und der Möglichkeit, den Jahresstromverbrauch jederzeit hochrechnen zu lassen und somit die Kosten stets im Blick zu haben, um die Gunst der Zielgruppe werben. E.ON kann sich auf Erfahrung mit diesem Konzept aus der Zusammenarbeit mit der Sabanci-Gruppe in der Türkei stützen. Dort versorgt das Gemeinschaftsunternehmen EnerjiSA mehr als neun Millionen Haushalte.

Das Marktpotential im türkischstämmigen Segment ist beachtlich. Bundesweit gibt es ca. eine Million türkischsprachige Haushalte. Rund 100.000 klein- und mittelgroße Unternehmen werden von Türken geführt. Darüber hinaus beziehen laut Handelsblatt 80 Prozent der Zielgruppe ihren Strom von den örtlichen Grundversorgern. Somit kann E.ON den potenziellen Kunden wahrscheinlich attraktive Preisvorteile bieten, ohne mit allzu hohen Neukundenboni agieren zu müssen.

E.ON ist nicht das erste große deutsche Unternehmen, das auf Ethno-Marketing setzt, um die auf 17 Milliarden Euro geschätzte Kaufkraft des türkischstämmigen Marktes zu erschließen. 2010 nutzte die Targobank die Umbenennung der deutschen Citibank-Sparte, um gleichzeitig die türkischsprachige Marke „Bankada“ („Bankenfreund“) ins Leben zu rufen. Damit folgte sie dem Beispiel der Deutschen Bank, die schon 2006 das Angebotskonzept „Bankamiz“ für Privatkunden erfand, in dessen Zuge 50 Filialen mit türkischsprachigen Beratern, Istanbul-Motive auf Kreditkarten und fünf kostenlose Überweisungen in die Türkei im Jahr eingeführt wurden.

Auch in der Energiebranche hat bspw. E wie einfach bereits versucht, türkischsprachige Kunden zu gewinnen. 2010 startete das Unternehmen eine Werbekampagne in türkischsprachigen Print-Medien und auf türkischen Fernsehsendern, die in Deutschland empfangbar sind. Hierzu wurde u.a. ein TV-Spot von einem türkischen Regisseur in Istanbul gedreht. Die E wie einfach-Homepage und die Akquisehotline wurden auch auf Türkisch angeboten. Die Kampagne muss allerdings den erhofften Erfolg verfehlt haben, denn mittlerweile ist die zweisprachige Verfügbarkeit nicht mehr vorhanden.

Im Gegensatz zu den Bemühungen etablierter Unternehmen, sich mit entsprechenden Werbeaktivitäten und Service-Angeboten zu positionieren, ist die Türkiyem Elektrik GmbH 2012 als rein türkischsprachiger Stromanbieter gegründet worden und 2013 in den Vertrieb gestartet. Das ausdrückliche Ziel des Unternehmens ist es, als erster türkischer Anbieter im Markt der türkischen Gemeinde in Deutschland die Strombelieferung mit hoher Servicequalität zu bieten. Über die Marketing- und Vertriebsaktivitäten ist wenig bekannt, aber aus der Webseite des Unternehmens geht hervor, dass es ein Netzwerk an Vermittlern und ein Call-Center für Interessenten unterhält. Auch der Online-Wechsel über die Webseite ist möglich, wobei der Tarifrechner einen Preis für einen Musterverbrauch von 4.000 kWh in den vier größten deutschen Städten ermittelt, der nach der eigenen Darstellung in Berlin und Hamburg knapp unter und in München und Köln knapp über dem Preis der örtlichen Grundversorgung liegt. Das Unternehmen ist nicht auf Vergleichsportalen aktiv.

Die aktuellen Zahlen des Statischen Bundesamts (Stand 31.12.2013) geben Anhaltspunkte für weitere potentielle Ethno-Marketing-Zielgruppen. Zwar überwiegt die türkischstämmige Bevölkerung mit 1,55 Millionen, aber auch die polnische mit knapp 610.000 und die italienische mit 553.000 stellen ebenfalls nicht zu unterschätzende Größenordnungen dar.

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Land Bevölkerung in Deutschland
Türkei 1.549.808
Polen 609.855
Italien 552.943
Griechenland 316.331
Rumänien 267.398
Kroatien 240.543

 

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