TÜV Süd führt neues Ökostrom-Label ein
Im April 2014 veröffentlichte eine Kooperation des Ecofys Germany mit der GET AG die „Marktanalyse Ökostrom“, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt wurde. Sie ist u.a. zu dem Ergebnis gekommen, dass die in Deutschland angebotenen Ökostromprodukte zum größten Teil über Herkunftsnachweise (HKW) aus dem Ausland zustande kommen. In der Zusammenfassung der Autoren entwickelt sich aus diesem Ökostromvertrieb mit HKW keine Zubauwirkung für die heimische erneuerbare Energieerzeugung.
Darüber hinaus hat die Verbreitung von Ökostromangeboten auf HKW-Basis, die für nur 0,02 bis 0,03 Cent/kWh zu erwerben sind, den Preisabstand zu den üblichen Graustromtarifen geradezu verschwinden lassen. Damit wird beim Endkunden der Eindruck erweckt, dass Strom aus erneuerbaren Quellen ohne eine spürbare zusätzliche Belastung erhältlich sei.
Der TÜV Süd – einer der größten Zertifizierer von Ökostromprodukten, auch auf HKW-Basis – hat auf diese Problematik mit der Entwicklung eines neuen Qualitätssiegels reagiert. Eine Zertifizierung als „Wegbereiter der Energiewende“ setzt die Erfüllung von vier Prinzipien voraus, die nach Auffassung der Prüforganisation mit den Zielen der Energiewende übereinstimmen:
- Überdurchschnittlicher Status Quo bei der Erzeugung und Lieferung von Erneuerbaren Energien
- Erhöhung des Anteils an Erneuerbaren Energien
- Senkung des Rohstoff- und Energieverbrauchs
- Flexibilisierung des Energieversorgungssystems, um Schwankungen des Verbrauchs und die der dezentralen Erzeugung in Einklang zu bringen
Zudem können nur Stromanbieter das Label bekommen, die keinen Atomstromanteil bei ihrer Stromkennzeichnung ausweisen. Eine gesellschaftliche und finanzielle Verflechtung mit Atomstromunternehmen ist ebenfalls ein Ausschlusskriterium.
Der TÜV Süd positioniert das Qualitätssiegel als Premiumprodukt und erwartet, dass sich nur zehn bis 15 Prozent der Ökostromanbieter der Prüfung unterziehen werden. Damit werde ein Differenzierungsmerkmal geschaffen, mit dem sich ökologisch orientierte Anbieter aus dem reinen Preiskampf etwas hervorheben könnten. LichtBlick, HAMBURG ENERGIE und BayWa r.e., die Energievertrieb, Erzeugung, Energiedienstleistungen und Energieverteilung im Vorfeld dokumentiert haben müssen, haben beim Pressetermin zur Einführung des neuen Labels als erste Unternehmen die Zertifizierung erhalten.
Die Marktpositionierungsstrategie als Premium-Ökoanbieter bringt durchaus Vorteile. In der aktuellen Vertriebskanalstudie Energie hat diese Anbieterkategorie die höchsten Kundenzufriedenheitswerte der gesamten Energiebranche und die höchsten Kundenloyalitätswerte unter den neuen Anbietern. Durch ein unabhängiges und anerkanntes Gütesiegel wie der „Wegbereiter der Energiewende“ kann dieser strategische Anspruch wirksam kommuniziert werden.
Dennoch ist eine Premium-Öko-Positionierung nicht zwangsläufig ein Selbstläufer, da mittlerweile viele Anbieter um eine anscheinend kaum wachsende Zielgruppe werben. Somit ist die optimale Positionierung im Wettbewerb auch im Ökosegment eine schwierige Aufgabe, bei der es zwischen Image, Akquisitionszielen, Kundenerwartungen und Preisaffinität abzuwägen gilt.
Gerne beraten wir Sie zu Ihren strategischen Positionierungsoptionen.